Suxdorfer Mühle




Ärgerlich -  Wilhelm Busch (1832 - 1908)




Aus der Mühle schaut der Müller,
Der so gerne mahlen will.
Stiller wird der Wind und stiller,

Und die Mühle stehet still.

,,So geht's immer, wie ich finde!"
Rief der Müller voller Zorn.
,,Hat man Korn, so fehlt's am Winde.
Hat man Wind, so fehlt's am Korn."


Zur Geschichte der Suxdorfer Mühle

Die Mühle früher
AufzählungGebaut wurde die Mühle 1836 durch Christoph Wagenbreth
 
Aufzählungbis 1891 hatte die Mühle mehrere Pächter bis sie
 
Aufzählung1891 durch Karl Gneist käuflich erworben und somit in Familienbesitz überging. Sein Sohn Arthur Gneist, dann wiederum dessen Sohn Kurt Oertel, und nunmehr in der 4 Generation Besitzer Eberhard Oertel führten das Müllerhandwerk aus.
 
AufzählungDie Mühle Anfang 40er Jahre aufgestockt
 
Aufzählung1954 ist das tonnenschwere Dach als die Flügel in einem Sturm losgingen, heruntergefallen, danach kam ein Notdach drauf, dann Dachhaube,
Das Dach liegt unten
AufzählungIn der zur Mühle gehörenden Bäckerei wurde bis Anfang der 60er Jahre gebacken und in die umliegenden Ortschaften per schwerer Pferdefuhrwerke ausgeliefert.
Aufzählung
Aufzählunggemahlen wurde  bis Anfang 60er Jahre Speisemehl,
 
AufzählungFutterschrot wurde bis zum Brand 1990 hergestellt
 
Aufzählung1990 ist die Mühle durch Reibungswärme im Becherwerk restlos ausgebrannt.
 
Aufzählungab 1993 begann der anstrengende, kräftezehrende Wiederaufbau
 
AufzählungSeit 05.2001 sind die  Flügel wieder drauf und drehen sich im Wind
Aus:
Heimatkurier für das Osterland - Altenburg - Schmölln
28. August 1993 - Nr. 35 (172), Mühlengeschichte - aufgeschrieben und erzählt von Isolde Gehlauf und Dr. Karl-Heinz Gehlauf
Die Suxdorfer Windmühle  - Hochtrabende Worte gehen schon immer bei der Windmühle weg! - Die Windmühle am Kreis- und Landeszaun
Im Kreis Altenburg befanden sich früher zahlreiche Windmühlen; heute kann man nur noch die ehemaligen Standorte feststellen. Da lohnt sich schon ein Blick über die Kreis- und Landesgrenze nach Zeitz und dem Sachsen-Anhaltinischen. Gleich nach dem Passieren der Grenze erblickt man auf der B7 am Horizont die Suxdorfer Windmühle bei Bockwitz - richtiger gesagt, man kann den Wiederaufbau täglich verfolgen, was bei einer Windmühle in unseren Tagen schon eine Seltenheit ist und nicht verpaßt werden sollte.
Immerhin blieben durch das Mühlensterben in Deutschland von 1895 16000 Windmühlen, 1939 nur noch 4700 übrig. In Sachsen sind es nur noch ein knappes Dutzend.
Pferdefuhrwerk
Bestimmen wir die Örtlichkeit in zirka 300 Meter über dem Meeresspiegel etwas näher: Heute "Windmühlenweg 11", früher postalisch zur Suxdorf gehörend, telefonisch über Kayna zu erreichen, rechnet nun alles zur Gemeinde Würchwitz.
Die erste Windmühle wurde dort 1836 von  Christian Wagenbreth als Holländerwindmühle gebaut. Alte Rechtsvorschriften verlangten, daß neben Windmühlen im Abstand von 100 Metern keine Bäume angepflanzt und auch nichts gebaut werden durfte. Auch der Abstand zur Straße war einzuhalten. Da aber der erste Besitzer auch Felder besaß, war natürlich manches auf eigenem Grundstück einfacher.
Die ersten Holländermühlen wurden wahrscheinlich im 16. Jahrhundert errichtet. Technologisch sind sie eine Weiterentwicklung der Turmwindmühlen. Sie sind aber sturmsicherer, aber wir werden sehen, nicht in jedem Sturm. Es sind zylindrische, fast vollständig aus Stein gemauerte Mühlen, das heißt nach oben aufgrund aerodynamischer Erfordernisse konisch verjüngt. Die obere drehbare Kappe wurde mit dem Flügelkreuz per Hand über einen „Steert“ oder ein inneliegendes „Gaffelrad“ wie in  Suxdorf oder später auch vollautomatisch über eine Windrose in den Wind gedreht. Es gibt ein – oder mehrgeschossige „Galerieholländer“ oder auch „Wallholländer“  beziehungsweise auch „Kellerholländer“.
Die 1836 geschaffene mehrgeschossige Erdholländermühle in Suxdorf war damals niedriger als heute. Der Mühlkörper erreichte 8 Meter Höhe, dazu kam das Dach mit etwa 3 Metern Höhe. Ursprünglich hatte die Mühle Hechtjalousieflügel mit automatisch sich auf Winddruck öffnenden beziehungsweise schließenden Klappen. Eine solche Flügelart, vom Fliegermajor Bilau erfunden und von der Firma Karl Kühl angebaut, gibt es in den neuen Bundesländern nur in zwei Mühlen: Parens bei Riese und Neubuckow. Später waren es Ventikantendrehheckflügel, abgeleitet von einem Flugzeugtragflächenprofil. Jeder Flügel hat eine feststehende Seite, die andere ist klappbar. Es ist anzunehmen, daß bei aller schwerer Müllerbuckelei doch auch immer eine Aufzugsvorrichtung für das Mahlgut vorhanden war. Müllermeister und Gehilfe mußten alles, was mit dem Mahlen zusammenhing, bewältigen, und vieles sah beschaulicher aus, als die tägliche Arbeit es erforderte.

Heimatkurier für das Osterland - Altenburg - Schmölln
28. August 1993 - Nr. 36 (173) Mühlengeschichte - aufgeschrieben und erzählt von Isolde Gehlauf und Dr. Karl-Heinz Gehlauf
Die Suxdorfer Windmühle – Mahlen und backen bei Oertels
Hat man Korn, so fehlt´s am Winde, hat man Wind so fehlt´s am Korn (W. Busch)
Kurt Oertel mit einem Mahlgast

In Familienbesitz ist die Mühle schon über 100 Jahre, genauer gesagt seit 1891, als sie der Urgroßvater Karl Gneist erwarb. Ihm folgte 1920 Großvater Arthur Gneist, dann bis1955 dessen Schwiegersohn Kurt Oertel und nun seit 1963 Eberhard Oertel.
Zum Mühlenstandort gehören etwas niedriger angelegt, das alte Wohnhaus von 1836, das neue Wohnhaus von 1938 / 1939, Remisen, Stallgebäude und Hof.
Mühle nach der Aufstockung

Ob im alten oder neuen Gebäude, gebacken wurde immer – Brot und Brötchen, alles was begehrt und in den umliegenden Ortschaften, auch in Zeitz, abgesetzt werden konnte. Immerhin waren es täglich 3 Schuß Brot (ein Schuß 60 bis 64 Brote). Zum Wochenende waren es natürlich auch mehr. Transportiert wurde das Gebackene mit Pferdefuhrwerken, die Ware mit Stroh gut verpackt, bei Wind und Wetter vom Wagen herunter verkauft. Gebacken wurde bis 1962. Zum eigenen Gebrauch und für die Bäcker und sonstige Interessenten wurden täglich durchschnittlich 3 Tonnen Roggen und Weizen gemahlen, Mehl bis 1960, danach Schrot. Natürlich wurde bedingt durch Kriegs- und Nachkriegszeiten auch manch anderes vermahlen und hergestellt, u. a. auch Graupen. Etwas Landwirtschaft (Ca. 3Ha) gehärten zur Mühle.
Werfen wir noch einen Blick auf die Bereiche der Mühle. Aus dem Speicher im Wohnhaus kam unterirdisch das Getreide über Förderschnecken zur Mühle, hoch über die Getreidereinigung zur Vermahlung (Rücklauf Müllerei). Da drei Passagen notwendig waren, besorgten zunächst drei Becherwerke den Transport zur Schrot- bzw. Quetschhaferproduktion. Insgesamt hatte die Mühle 7 Elevatoren, ehe 1982 zur pneumatischen Förderung übergegangen wurde. Im Keller befanden sich Motor und Transmission. Parterre waren 1 Schrotgang, d.h. die Mahlsteine (Läufer- und Bodenstein) und 4 Walzenstühle untergebracht. Im 1. Geschoß folgten u. a. 1 Walzenstuhl, Mehlrohre, Filter, Mischmaschinen, 2 bis 3 Förderschnecken, im 2. Geschoß Plansichter, Schälmaschine, Trieur und Aspirateur (Getreidesieb) sowie dei Bürstenmaschine und schließlich im 3. Stockwerk Windantrieb, Kegelrad u. a. In der Mitte natürlich die Königsspindel. Ganz oben folgten die Haube, die Ruten, Flügelwelle, Antriebsrad, Kammrad, Bremse, Windrose.
Heimatkurier für das Osterland - Altenburg - Schmölln
11. September 1993 - Nr. 37 (174) Mühlengeschichte - aufgeschrieben und erzählt von Isolde Gehlauf und Dr. Karl-Heinz Gehlauf
Die Suxdorfer Windmühle – Unter alten Windflügeln
 
Mühle von Weitem
Die Aufstockung der alten Windmühle erfolgte während des zweiten Weltkrieges unter dem damaligem Besitzer Kurt Oertel. Reproduzieren wir etwas die Gründe und Anlässe, Quereien mit Ämtern, Vorschriften, die - enthalten in Dokumenten von 1943 - auf der Baupolizeiverordnung vom 1. September 1934 basieren. So waren alle beabsichtigten Abweichungen vom genehmigten Bauplan sofort anzuzeigen, um für sie die Baugenehmigung nachzusuchen, was wiederum ausführliche Begründungen einschloß. Die "Rohbauabnahme" war beim Staatshochbauamt in Zeitz zu beantragen desgl. die Gebrauchsabnahme, denn vor Aushändigung des "Gebrauchsabnahmescheines" durfte die Mühle nicht wieder in Benutzung genommen werden. Auch der Bezirksschornsteinfegermeister hatte sein Wörtchen mitzureden. Das billigste war eigentlich die damalige Genehmigungsgebühr: 22,50 Reichsmark wurden verlangt. Wie immer wurden Auflagen erteilt: zum Mauerwerk, zur vorhandenen Neigung, zur Verwendung der Ziegelsteine, der "besten Klinker", Verankerung usw. "Bei Errichtung der Mühle und dem Betrieb der Mühle ... sind bewegte Triebwerksteile, Schwungräder, Riemen, Wellen, Zahnräder, Transmissionen u. a. innerhalb des Verkehrsbereiches mindestens bis 1,8 m Höhe mit dauerhaften Schutzvorrichtungen unfallsicher einzufrieden bzw. zu unterfangen." Die Erläuterung und Begründung zum  Bauantrag vom 27. März 1943 (der Bauschein ist auf den 30. Dezember 1943 datiert) sah vor, das Flügelkreuz zu erneuern, den Mühleturm aufzustocken und ein Stromliniendach zu errichten. Das alte Flügelkreuz war schadhaft und nicht mehr betrieblich sicher, überaltert und unwirtschaftlich. Neue Flügel und Achsenkopf sollten dem neusten Stand der Technik entsprechen und eine wesentlich höhere Leistung bringen. Der Betriebsraum wurde größer und neuzeitliche müllereitechnische Apparate vorgesehen. Übrigens waren zu diesem Zeitpunkt die neuen Flügel bereits vorhanden. Die beabsichtigte Aufstockung war durch das neue Flügelkreuz rd. 22m im Durchmesser (das alte hatte rd. 18m) notwendig. Das alte tangierte zu nahe am Erdboden. Bei Ostwind, wenn die Flügel an der Haupteingangstür vorbei strichen, mußte die Mühle jedes Mal angehalten werden, wenn ein Pferdegespann an der Pampe beladen werden sollte. Das neue Flügelkreuz mußte mindestens 2,50m über dem höchsten Punkt des Geländes liegen. daraus ergab sich auch der Vorteil, daß die Windkraft aus dem Westen bzw. Nordwesten nicht mehr durch das Dach des neuen Wohnhauses gestaut wurde. Das neue Stromliniendach der Haube - altes Holz sollte weitgehend Wiederverwendung finden - konnte sich besser aerodynamischen Vorgängen anpassen und zugleich die Mühle zum selbsttätigen Drehen mit einer Windrose ausgestattet werden. Der stabile Windverband des neuen Daches sollte auch ein so genantes Bockgerüst (Sturmbock) besitzen. Für die zwei Hausbalken, Wetterbalken, Tragring und Mauerring waren Eiche vorgesehen. Sehr detailliert sind der der Begründung die Veränderungen am Mauerwerk, an den Zwischenauflagen, den Tragringen, Zwischendecken, zum eisernen Träger, der die Last des Dachgeschosses übernimmt, zur Holzstärke u. a. dargelegt. Der Plansichter sollte in der Mitte des 2. Obergeschosses aufgehängt werden.
Wichtig waren die Überlegungen zur Elektrizität, sollten doch geplante Maßnahmen zu einer jährlichen Einsparung an elektrischer Kraft 15 - 20 0000 kw betragen. Zum Schluß werden noch die Kosten für des Bauvorhaben ca. 5000.- RM genannt. Die mühlentechnischen Arbeiten und Lieferungen hatte die Firma Karl Kühl, vorm. P. Kunkel, in Vordamm (Ostb.) übernommen.
abgebrannt - Sicht von oben

Mehrfach erweist sich die Exaktheit der eingereichten Daten zum Mauerwerk, zu den Balken zur Druckfestigkeit usw. als vorteilhaft; nicht nur zum Umbau, damals zur Reparatur und Rekonstruktion in den folgenden Jahrzehnten, sondern auch für den nun 1993 erfolgten Wiederaufbau der Windmühle.

Technische Daten


AufzählungWelle:
AufzählungDurchmesser 400 mm,
AufzählungLänge ca.5m,
AufzählungGewicht. 2,5Tonnen,
AufzählungWandstärke 35 mm Material: Flusstahlrohr
 
AufzählungKammrad: 
AufzählungDurchmesser 3,6 m
AufzählungMaterial Eiche
 
AufzählungFlügel:
AufzählungDurchmesser des Flügelkreuzes: 19 m
AufzählungGewicht ca. 5 Tonnen
AufzählungFläche ca. 60m²
 
AufzählungWindrose:
AufzählungDurchmesser 3,5 m,
Aufzählunginsgesamt 8 Flügel
 
AufzählungRollkranz: 
 
AufzählungDurchmesser 6m
AufzählungMaterial:
AufzählungUnten Grauguss, 
AufzählungOben Schiene S30,
 
AufzählungRollen:
AufzählungMaterial Grauguss
Aufzählung40 St
 
AufzählungHaube Gesamt: 20 Tonnen, auf 40 Rollen gelagert

Nachbau der Flügel nach Major Bilau Ventikanten-Drehheck