Meine Heimat


Heidi Thaler

 Ich liebe das sanfte hüglige Land,
Mit Feldern bis zu Dorfes Rand.
Die dichten Wälder nach Pilzen duften,
Wo der Mensch muss emsig schuften.

Ich liebe die Tümpel der Niederungen
Wo Froschgequak ans Ohr gedrungen.
Den schaurig Ruf der Kauze bei Nacht,
Amselgesang, wie die Wildente lacht.

Ich liebe die stillen Gassen und schiefen Zäune,
Hör Hähne schrein wenn ich träume.
Die Rosenhecken beim morschen Zaun,
Wildes Gestrüpp, schön anzuschauen.

Ich liebe des Baches Murmeln im tiefen Grund,
Sein Tosen und Rauschen manche Stund.
Darüber schwankender Steg aus Brettern alt -
Mein Schritt darauf seit Jahren verhallt.

Ich liebe die Quelle im Garten entsprungen,
Die deutschen Weisen die wir gesungen.
die alten Eschen, die stattliche Weide -
Sie barg uns lieblich mit grünem Kleide.
Ich liebe die Bäume überreich an Früchten,
Sind hell leuchtend von Weiten zu sichten.
Der fruchtbaren Ackerfurche herber Duft,
Das stürmisches Keimen der neuen Frucht.

Ich liebe die Würze von Heu und Laub,
Die großen Strohpuppen im Herbste gebaut.
Auf Pflastersteinen holpernde Wagen
Reiche Ernte den Mieten zutragen.

Ich liebe des Nebels wabrige Pracht,
Die laue Luft in der Sommernacht,
Das blubbrige modern im Moor,
Das Quietschen vom ehernen Tor.

Ich liebe das Dröhnen der Glocke im Turm,
Das Jaulen und Orgeln in machem Sturm.
Wie im Gemäuer die Winde wispern,
Manche Dinge heimlich knistern.

Ich liebe die Weite, die Stille der Auen,
Von der Höhe übers Land zu schauen.
Ich sehs im Traume so deutlich und klar:
Es ist nicht mehr, es schmerzt, es war.

Wer hätte es vorher zu sagen vermocht
Wie in der Fremde das Herz sehnsüchtig pocht.
Die Vernunft so manchen in die Ferne zwingt
Die Heimat der Seele tiefen Frieden bringt.