Bunt gemixt in diesem Winter


Ein bisher kurzes Intermezzo gab der Winter im vorigen
Jahr,  wenig Schnee, mild, nachts freilich bitterkalt, auch in der Silvesternacht. Aber wenn abends der Nebel in den Niederungen wabert und mit Väterchen Frost hochzeitet, dann ist morgens alles mit Eiskristallen bedeckt, die in der Sonne funkeln.  Das was an Schnee da war, floss tauend schwerfällig ob der nächtlichen Kälte die steilen Felsen des Eistobel herab und gebar mannshohe Eiszapfen. Was sich immer noch hartnäckig in den Ecken hält, in die die Strahlen der Wintersonne nicht gelangt ist, ist gefroren, verharscht. Wunderschöne Winterbilder gibt es trotzdem, und immer wieder grün dazwischen. Ob die Pflanzen wissen, wann die Zeit zum Austreiben ist? 


Das Wachsen und Werden wird von der Tageslänge und wesentlich von Frühjahrstemperatursummen und Temperaturschwellenwerten beeinflusst.  Bei meiner Tante im Garten blühen die Primeln und das erste Veilchen schaut blauäugig in die gnädige Wintersonne. Glücklich der, der noch Veilchen findet, vorbei die großen duftenden Kissen meiner Kindheit an den Waldrändern. Den großen Säugetieren jedenfalls macht der wenige Schnee weniger aus, kommen sie doch so leichter an Futter. Die kleineren Säuger, die normalerweise zwischen Schneedecke und Boden geschützt umherhuschen, sind nun dem Zugriff ihrer Fraßfeinde ausgeliefert. Des einen Leid, des andern Freud? 

Eine dauerhafte Verschiebung der Temperaturen(infolge des so heiß diskutierten Klimawandels) hat auf unseren Flora und Fauna mehr Auswirkung als man denkt. 

Einige Beispiele: Die  Puppen der vielen Falterarten bekommen durch die Wärme das Signal zum Schlüpfen, ebenso wie ihre Wirtspflanzen, die zur Eiablage benötigt werden. Durch das jetzt zeitgleiche (früher zeitversetzte) Geschehen ist die Wirtspflanze jedoch noch gar nicht richtig groß um die Eier und Räupchen der Falter ernähren zu können. Mit den wärmeren Temperaturen ändern sich die Lebenszyklen der Insekten, auch die der „schädlichen“.  

Und wie ist es mit den amphibischen Lebensgenossen? Ihre Wanderung beginnt bei Temperaturen ab 4 °C, bis zu 5 Wochen sind sie unterwegs zu ihren Laichgewässern, dort verbleiben sie zur Eiablage und wandern in die Sommerquartiere, später wieder zurück in die Winterbehausung. Nach einem milden Winter setzt logischerweise die Wanderung der Frösche und Kröten früher ein und damit auch die Laichzeit.  Starke UV-Strahlung machen den Eiern neben natürlichen Frassfeinden (Molche, Wasservögel, Fische) genauso zu schaffen wie plötzlich auftretender starker Frost. Viele Laichgewässer sind sehr flach, infolge höherer Temperaturen trocknen sie schneller aus, der Laich bzw. die Kaulquappen sterben ab. Auf die großen Gewässer jedenfalls hat der milde Winter auch Einfluss. Das Wasser in Seen ist in der Tiefe kalt und schwer, an der Oberfläche hingegen warm. Im Winter löst sich normalerweise diese Schichtung durch die Annäherung der Temperaturen auf, es kommt zur Durchmischung und damit Anreicherung mit Sauerstoff in den unteren Regionen. 
In diesem Winter nun ist das Oberflächenwasser zu warm, die Zirkulation bleibt aus. Geschieht dies über viele Jahre, kann die Flora und Fauna Schaden nehmen. Den Vögeln macht der milde Winter weniger zu schaffen als schneereiche und kalte Monate. Die Liste lässt sich beliebig fortführen, komisch ist dieser Winter schon. Aber das hat es immer gegeben, so sagen die Alten. Kalt und Warmphasen wechseln sich genau so ab wie sich das Klima ändert. Sehr interessant ist dieser Artikel hier http://www.deutschland-im-mittelalter.de/klima-wetter.php.
  • 1122 / 1123 beispielsweise gab es einen supermilden Winter, an dem nicht ein Flöcklein gefallen sein soll. 
  • 1186 gar sollen im Januar schon die Bäume geblüht haben, Getreide im Mai schnittreif gewesen sein. Dagegen gab es 
  • 443 einen sehr strengen Winter mit einer 6 Monate andauernden Schneedecke. Oder
  • 763 / 764 einen so eisigkalten Winter, dass schon im Oktober alle Flüsse und Seen, ja selbst das Schwarze Meer zufror. Ebenso z.B.
  • 927 / 918 in dem das Heer Kaiser Heinrichs auf der gefrorenen Havel lagerte um Brandenburg zu belagern. Oder 
  • 1076 / 1077, jener Winter in der Heinrich IV den Papst aufsuchte, dass er den Kirchenbann aufhebe, war eisigkalt, so schreiben es die Chronisten. Und während man Anfang 
  • 2013 noch vom 5 kältesten Wintern in Folge sprach, entgegen der Prognosen - natürlich, so schreiben die Gazetten 
  • 2014 vom zu milden Winter. Doch gab es auch schon Aussagen wie: der nächste Extremwinter sei schon überfällig. 
Warten wir es ab und lassen uns überraschen. Meine Tante sagt immer: Wenn es in Amerika so tut, dann triffts uns 14 Tage später. Ob Sie Recht behält?  

Der Volksmund kennt diesen Spruch: Ist bis drei König kein Winter, folgt keiner dahinter. Mild ist es, auch hier, seltsam ist es, alles so grau. Caos kommt mit dem ersten Schnee und mit dem Letzten genauso. Mulmig wird es mir nur, wenn ich mich durch die vielen Berichte wühle, oder sehe, wie es jedes Mal in den Gebieten zugeht, die es eiskalt erwischt. Und wenn ich früh auf Arbeit fahre, das verschneite Panorama der Alpen sehe, ist es wie eine stumme Warnung, der Schnee ist so nah. Der nächste Winter kommt bestimmt.